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4. Sprechen

Das letzte Beispiel bei Schritt 3 zeigt eines: Sprache ist wirkungsvoll. Sprache kann die Wirklichkeit verändern, neue „Wahrheiten“ verbreiten. Sprache bedeutet Macht. Sprache hat Macht. Das ist etwas, dem wir uns immer bewusst sein sollten, gerade wenn es um die Reproduktion von Rassismus geht. Mir ging es lange Zeit so, dass ich nicht wusste, welche Wörter ich nutzen soll, um über Schwarze Menschen zu sprechen. Dadurch entstand häufig eine unangenehme Pause, ein Wirrwarr an Wortkombinationen oder das Gefühl etwas Falsches gesagt zu haben. Bei Schritt 4 soll es vor allem darum gehen, einen Überblick zu geben, welche Bezeichnungen warum rassistisch sind und welche Selbstbezeichnungen wir als weiße verwenden sollten.


Rassistische Fremdbezeichnungen

Rassistische Fremdbezeichnungen sind negativ konnotiert und in der Regel während des Kolonialismus entstanden, um Schwarze Menschen zu bezeichnen. Demzufolge sollten diese Begriffe nicht genutzt werden.


Farbig

Dieser Begriff wird häufig in Deutschland verwendet. Der Begriff „farbig“ suggeriert, dass es ein „farbloses“, „normales“ „Wir“ gibt, das daher nicht benannt werden muss, wohingegen das vermeintlich „Andere“ benannt wird. Dadurch wird die Unterteilung zwischen „Wir“ und „die Anderen“ verstärkt und auf eine vermeintlich biologisch (sichtbare) Differenz verwiesen.


Dunkelhäutig

Dieser Begriff wird oftmals synonym mit „farbig“ verwendet und beruht ebenfalls auf der Unterscheidung in das „Normale“ und das vermeintlich „Andere“. Wird im gesellschaftlichen Diskurs von „dunkelhäutigen“ Menschen gesprochen, sind ausschließlich Schwarze Menschen gemeint. Es findet also eine Rassifizierung, also eine Kategorisierung von Menschen statt.


Mischling

Der Begriff stammt ähnlich wie „Rasse“ aus dem Tierreich. Wenn wir davon ausgehen, dass es Rassen geben würde, dann wäre die Vermischung zweier Rassen ein Mischling. Rasse stellt allerdings bezogen auf Menschen ein erfundenes soziologisches Konstrukt dar und kein biologisches. Es kann also keine Mischlinge geben.


N-Wort

Das N-Wort stammt aus der Kolonialzeit und dem Sklavenhandel und wurde von weißen genutzt, um Schwarze Menschen zu erniedrigen und zu demütigen. Das Wort lässt sich nicht von seiner rassistischen Entstehungsgeschichte lösen. Zudem bezieht sich der Begriff auf die Hautfarbe eines Menschen und konstruiert Identität durch die Pigmentierung der Haut.


Mulatt*in

Der Begriff M*** stammt von dem lateinischen Wort mulu ab, was so viel wie Maultier bedeutet. Auch dieser Begriff wurde aus dem Tierreich entlehnt und dazu genutzt, Schwarze Menschen zu erniedrigen.


Mohr

In dem Wort M*** findet sich das griechische Wort „moros“, das auf Deutsch „dumm“ oder „einfältig“ bedeutet. Zudem steckt das Wort „maurus“ darin, welches „schwarz“ und „dunkel“ meint. Allein anhand dieser Bedeutungen wird klar, warum das Wort nicht genutzt werden sollte.


Selbstbezeichnungen

Im heutigen Kontext werden die Begriffe Schwarz und PoC verwendet, da es sich um Selbstbezeichnungen von Rassismus Betroffenen handelt. Weiß kann ebenfalls als Selbstbezeichnung genutzt werden, um zu zeigen, dass man zu einer privilegierten Gruppe gehört.


Schwarz

Der Begriff wird in jedem Kontext mit großem S geschrieben, um sichtbar zu machen, dass sich der Begriff nicht auf das Adjektiv und die (Haut-)Farbe bezieht, sondern es sich um eine politische Selbstbezeichnung handelt. Der Begriff bezeichnet Menschen, die Rassismuserfahrungen machen. Zudem fasst der Begriff auch die gemachten Widerstandserfahrungen als rassifizierte und soziale Gruppe zusammen und dient der politischen Positionierung.


People/ Person of Color (PoC)

PoC ist ebenfalls eine Selbstbezeichnung von rassistisch unterdrückten Menschen. Der Begriff entstand in den 1960er Jahren im Kontext der „Black-Power-Bewegung“ in den USA. „People of Color bezieht sich auf alle rassifizierten Menschen, die in unterschiedlichen Anteilen über afrikanische, asiatische, lateinamerikanische, arabische, jüdische, indigene oder pazifische Herkünfte oder Hintergründe verfügen. Er verbindet diejenigen, die durch die weiße Dominanzkultur marginalisiert sowie durch die Gewalt kolonialer Tradierungen und Präsenzen kollektiv abgewertet werden.“[1]


weiß

Der Begriff weiß wird klein und kursiv geschrieben und markiert ebenfalls keine Hautfarbe. Vielmehr zielt er darauf ab, die gesellschaftspolitische Position der Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft zu beschreiben. Sie sind macht ausübend, normgebend und privilegiert.


Wichtig ist mir: Du kannst und darfst alles sagen, was Du möchtest, aber eines muss dir bewusst sein, Du hast eine Verantwortung für deine Sprache und die damit einhergehende Macht. Wenn Du rassistische Fremdbezeichnungen nutzt, dann sei dir bewusst, dass Du dich damit rassistisch verhältst und Menschen verletzt. Wir sind niemals unschuldig für das, was wir sagen.

[1] Ha, Nghi Kien (2009): „People of Color” als solidarisches Bündnis. Online verfügbar unter: https://www.migrazine.at/artikel/people-color-als-solidarisches-bundnis. Letzter Zugriff am 23.08.2021.








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